Oberland-Realschule entlässt gut gerüstete Absolventen
„Bringt die Steine ins Rollen, dreht jeden Stein um, geht über Stock und Stein, räumt Steine aus dem Weg, aber werft nie Steine, wenn ihr im Glashaus sitzt“: Das gab Schulleiter Joachim Fischer den 123 Absolventinnen und Absolventen mit auf den Weg, die am Freitag von der Oberland-Realschule Holzkirchen verabschiedet wurden.
Der Schulleiter gestand, ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen, dass heuer alle bestanden hätten – 22 Prozent sogar mit einer Eins vor dem Komma, wobei Pia Teupe als Beste eine glatte 1,0 gelang.
Ein Mosaiksteinchen für ihren Lebensweg hätten sie mit ihrem Abschlusszeugnis nun in Händen. Voll Mut und Optimismus könnten sie entspannt in die Zukunft gehen. Dabei gehe es nicht darum, gleich Berge zu versetzen, sondern darum, auch einfach mal ein paar Steine umzudrehen, appellierte der Schulleiter.
Auf den Stein als Leitgedanken seiner diesjährigen Rede sei er bei der Gartenarbeit gekommen, erklärte Fischer, nachdem er spaßeshalber zunächst ChatGPT für sich habe arbeiten lassen. Im Nu habe ihm die KI ein dreiseitiges Manuskript geliefert, doch die Freude über die Arbeitsersparnis sei schnell der Ernüchterung gewichen, dass er sich so gar nicht darin wiederfand, was ihm da in den Mund gelegt wurde.
Dicht gedrängt saßen die Gäste der Abschlussfeier der Oberland-Realschule bei der Zeugnisverleihung in der Turnhalle. Alle 123 Schüler des Jahrgangs haben heuer den Abschluss geschafft. © Thomas Plettenberg
Vielleicht hätte sich der Schulleiter vorab das Manuskript von Elternbeirats-Vorsitzendem Jörg Müller-Tolk geben lassen sollen. Der hatte den jungen Leuten ans Herz gelegt, sich nicht mit wichtigen Fragen einer künstlichen Intelligenz anzuvertrauen, wenn sie nicht zuvor hinterfragt hätten, wer diese trainiert habe.
„Ihr habt das Potenzial, die Welt zu verändern“, rief Müller-Tolk stolz den Absolventen zu. Er war voll des Lobes für ihre Generation: „Ihr seid die Generation, die sich lautstark für Klima und Umweltschutz einsetzt und die ein Bewusstsein für Toleranz entwickelt hat.“ Dass sie in Zeiten rasend schneller Entwicklungen geboren seien, sehe er als Grundlage ihrer Fähigkeit, damit auch umgehen zu können. Müller-Tolk relativierte, dass das, was viele als „die gute alte Zeit“ verklärten, „auch nicht immer so gut“ gewesen sei.
„Noten können Türen öffnen, aber es ist unsere Persönlichkeit, die darüber entscheidet, ob wir erfolgreich durch diese Türen gehen“, sagte Absolventin Valentina Härdtl, die gemeinsam mit ihrer Schwester die Zeit seit ihrem ersten Schultag Revue passieren ließ: Klassenfahrten, Projekte, die stets inspirierende Führung Fischers und auch Corona, als sie von einem Moment auf den anderen komplett auf sich allein gestellt waren. Für die Zukunft schloss Viktoria Härdtl mit dem Spruch: „Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich!“ Damit sprach sie vor allem Ulrike Stockmeier aus der Seele, die als Dritte Bürgermeisterin der Nachbargemeinde gekommen war, um den Otterfinger Absolventen ihre Anerkennung zu erweisen.
Obligatorisch endete der offizielle Teil der Abschlussfeier mit der Vorführung der neuesten Arbeit der Filmklassen und dabei mit einer Premiere. Sie hätten ihre Prinzipien hinter sich gelassen und seien erstmals nicht mehr werbefrei, kündigte Projektleiter Sebastian Wanninger an, ehe er startete, was am Vorabend um 18 Uhr nach 30 bis 40 Stunden Postproduktion fertig geworden sei: Drei Werbefilme hatten seine Klassen gedreht. Kurz, knackig und wirklich witzig. Egal ob für das superschnell getunte Bobbycar „Aubergini“, ein einzigartiges Powergetränk oder den kompromisslos saugstarken „Picobello“. Zu Letzterem hätten sie die Abluftrohre inspiriert, die im Pausenhof der benachbarten Grundschule endeten und die Fantasie der Filmklassen beflügelten, was wohl wäre, wenn so ein Schulkind in deren Schlund verschwände.
Quelle:
https://www.merkur.de/lokales/region-holzkirchen/holzkirchen-ort28831/holzkirchen-oberland-realschule-entlaesst-gut-geruestete-absolventen-93197358.html
