Holzkirchen – Gleich einer ganzen Klasse droht der Rausschmiss: Sie sind so schlecht in der Schule, dass die Lehrer sie nicht nur triezen, sondern gleich von der Schule schmeißen wollen, um die makellose Bilanz zu wahren. Nur einer, der Streber, darf bleiben. Das lassen sich „Holzkirchens 21“ natürlich nicht gefallen. Die angeblichen Versager erarbeiten eine raffinierte Strategie, um ins Lehrerzimmer einzubrechen, den Schulserver zu hacken und ihre schlechten Noten verschwinden zu lassen.

Ganz so mies sind die 32 Schüler der Oberland Realschule Holzkirchen, die den Film gedreht haben, natürlich nicht. Sie sind sogar deutlich besser – mindestens vor und hinter der Kamera. Mit dem Film „Holzkirchens 21“ haben die Schüler und der betreuende Lehrer Sebastian Wanninger schon zwei Preise abgeräumt: den Förderpreis des Bayerischen Realschullehrerverbandes und den ersten Platz beim Jugendfilmfestival (Jufinale) Oberbayern.

Die Ähnlichkeit zum Hollywood-Erfolg „Ocean’s 11“ mit George Clooney, Brad Pitt oder Matt Damon ist gewollt, erklärt Sebastian Wanninger. Der Hollywood-Streifen sollte den teilnehmenden Schülern ab der 7. Klasse zwei Fragen beantworten: Wie wird eine Gauner-Komödie aufgebaut? Und vor allem: Wie erzeugt man Spannung?

Nachdem diese beiden Fragen geklärt waren, ging es um den eigenen Film. „Wir haben es auf die Schule übertragen: Was ist das Spannendeste?“, sagt Wanninger. Die Antwort hatten die Schüler schnell gefunden: das Lehrerzimmer, natürlich, dieser mythenumrankte Raum, der Schülern stets verwehrt bleibt.

Die Dreherlaubnis fürs Lehrerzimmer zu bekommen, war dann der am wenigsten spannende Teil des Films. Schulleitung und Kollegium hätten sofort zugestimmt, sagt Wanninger. Und auch die Lehrer, die für den Film benötigt wurden, waren schnell gefunden, unter ihnen einige „Serientäter“, wie sie Wanninger beschreibt, die schon in mehreren Filmen der Oberland Realschule mitgespielt haben. „Ich selbst habe mich am meisten zum Affen machen müssen“, sagt der Lehrer, der trotzdem oder gerade deshalb großen Spaß am Set hatte.

Zur Geschichte, in der aus vermeintlich grottenschlechten Schülern durchtriebene Planer werden, sagt Wanninger: „Man muss sie so krass anlegen, dass die Zuschauer sagen: Das bekommen sie nie hin.“ So könne der Spannungsbogen perfekt aufgebaut werden. Offenbar ist den Schülern das mit dem Film Holzkirchens 21 gelungen. „Für diesen pfiffigen Streifen stellt die Filmgruppe sich und ausgewählte Lehrer mit Selbstverständlichkeit und Selbstbewusstsein vor die Kamera, erobert den Taburaum Lehrerzimmer und übt mit feinen Spitzen Kritik am System Schule“, schreibt der Bayerische Realschullehrerverband in der Laudatio. Der erste Platz bei der oberbayerischen Jufinale in Pfaffenhofen an der Ilm bestätigt das. Dank dieses Erfolgs stehen die Holzkirchner Schüler im Finale des Bayerischen Kinder & Jugendfilmfestivals 2020, das im kommenden Jahr in Würzburg stattfindet.

Der Coup, die Noten zu löschen, gelingt den Schülern übrigens trotz der Einmischung des Strebers. Der hat zwar die gesamte Masche mit seinem Smartphone dokumentiert und zeigt die Aufnahmen der Rektorin. Die ist aber viel zu entsetzt darüber, dass ein Schüler sein Handy im Schulgebäude eingeschaltet hat, sodass sie die Beweise gar nicht wahrnimmt. Eine Situation, die sich durchaus auf den Schulalltag übertragen lässt.

Holzkirchner Merkur 02.12.2019