Oberland Realschule - Staatliche Realschule Holzkirchen

Literatur im Exil 

ein literarisch-musikalischer Vortrag für die 10. Klassen

Am 17. Februar 2016 gab Dr. Burkhard Engel vom Cantaton Ensemble Erbach den Schülern der 10. Klassen einen Einblick in das literarische Schaffen bedeutender deutscher Schriftsteller, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 aus ihrer Heimat flohen, um einer Verhaftung und dem Konzentrationslager zu entgehen. 

 

Fast alle großen Literaten der Zeit emigrierten, u. a. Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Lion Feuchtwanger, Hilde Dormin. Beliebte Exilländer waren Frankreich, bis es 1940 von Deutschland besetzt wurde, und die USA. Flucht, Heimatverlust, Angst, Verzweiflung und Tod spiegeln sich in den Werken wieder. Aber auch der Verlust der Sprache war für die Schriftsteller ein großes Problem. Sie wurden zu Stammlern in beiden Sprachen. Die Muttersprache bröckelte ab, die neue Sprache wurde nicht vertraut. Die meisten Emigranten waren im Exil ausgestoßen, sie kämpften um das Überleben, ohne Ruhm, da sie niemand kannte. Sehr viele zerbrachen an diesem Ausgestoßensein.

Dr. Engel vermittelte den Schülern durch den Vortrag von authentischen Texten, teils musikalisch unterlegt, das Schicksal der Schriftsteller im Exil und spannte am Ende auch den Bogen zur aktuellen Flüchtlingssituation in der Welt: Migration ist ein Teil der Menschheitsgeschichte verbunden mit den immer gleichen Problemen. 

 

Auswanderer

Nun müssen wir von allem scheiden,

was Kindheit uns und Wachstum war.

Wir sollen selbst die Sprache meiden,

die unser Herzen Wort gebar.

 

Die Landschaft müssen wir verlassen,

die uns auf ihren Armen trug.

Wir sollen diese Wälder hassen

und hatten ihrer nie genug.

 

Wie je uns wieder anvertrauen

dem Friedenshauche einer Flur,

wenn Abendlicht und Morgengrauen

befleckt sind mit der blutgen Spur?

 

Wenn in der Bäume gutem Raunen

aufrauscht der Hass, der uns vertreibt!

Es lernten unsere Kinder staunen,

warum man nicht zuhause bleibt.

 

Wir sind, mein Kind, nie mehr zuhause

vergiss das Wort, vergiss das Land

und mach' im Herzen eine Pause -

Dann gehen wir. Wohin? Unbekannt.

(Berthold Viertel)